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3.Oktober

Moin, Moin, 3. Oktober- Tag der Deutschen Einheit!

Heute ist Feiertag!

Ist es Einer?

Ja für mich ja.Wobei ich keine Einheit sehe.

Die Teilung Deutschlands hat mich bis zu meinem 26. Lebensjahr begleitet. Meine Kindheit war geprägt von Besuchen nach und von "Drüben". Man sprach von den "armen" Verwandten aus der Ostzone, wobei arm nicht materiell gemeint war.Die Vorweihnachtszeit war geprägt vom Pakete packen, denn ich lebte als Kind mit Großeltern und Eltern in einem Haushalt und alle Geschwister meiner Großmutter waren in der DDR, nebst aller Cousins und Cousinen meines Vaters. Da wurde dann im Dezember gebacken, eingekauft und eingepackt. Als Kind fand ich das immer sehr spanennd. Im Gegenzug bekamen wir auch immer Pakete, die dann erst Heilig Abend geöffnet wurden. ich erinner mich an viele Baumkuchen und Stollen und Bücher über Kunst.An den Kuchen aßen wir bis Mitte Februar, immer, jeden Tag zum Kaffee *lach*.Ich erinnere mich an die Fahrten zu der Familie. Zwischen Oma und Mama auf dem Rücksitz eingequetscht, sich Helmstedt /Marienborn nähernd. Ab Grenzbeginn kam immer die Ansage an mich" Kind, Du hälst jetzt die Klappe!". Ich hatte immer Angst an der Grenze. Die Grenzer waren unfreundlich, besonders die Frauen, strenge Blicke, herabgezogenen Mundwinkel, barscher Ton.Ewiges Warten, Ich spürte die Anspannung bei meinem sonst so fröhlichen Vater. Keine Gespräche im Auto wie sonst, bis man da durch war.20 x Pass zeigen und immer wieder Gesichtsvergleiche, als würde sich das Gesicht plötzlich ändern.Die Erleichterung wenn man endlich weiter durfte. Graues Land, Graue Häuser, Wenig Menschen, Die Luft angefüllt mit Braunkohlegeruch. Bei der Familie: überhitze Räume, trotzdem viel, viel Geschnatter, Freude sich zu sehen, gebogene Tische mit zuviel zu Essen. Anderes Essen. Keine Brause, aber Rabarberschorle, Selters mit Chlorgeschmack, Berge von Rostern (Bratwürste) Annanaskuchen mit Annanas aus der Dose, um einen westlichen Anstrich zu geben, Bummihefte für mich. Das Buch "Die rote Zora" und "Urfin und seine Holzsoldaten"...Ich habe stundenlang in der Dachkammer gelesen bei meiner Tante, in dem Haus wo meine Großmutter aufgewachsen war.Zu Beginn der Besuche, Antritt Bei der Volkspolizei zur Anmeldung, da bekam man einen Vortrag wie schlecht der Westen ist und wie wir uns in der DDR zu verhalten haben. Aber ansonsten, ich hatte keine Angst, ich habe diese Reisen gemocht, es war für mich ein fremderes Land als z.,B. Spanien. Ich fand es aufregend, weil mir bewußt war, da kommt man nicht so ohne weiteres hin.Ich habe mich angefreundet mit Kindern auf der Straße, überall ging es in allen Gesprächen nur um "Ihr da Drüben, wir hier Drüben!", bei uns Kindern damals, wie bei den Erwachsenen. Und heute? 30 Jahre,eigentlich noch länger her, zumindest meine Kindheit! Dies Jahr war ich in Wandlitz zu einem Familientreffen. Fast die selben Menschen wie vor 30 jahren und immer noch diese Gespräche: "Ihr Westler, wir Ostler!" Ich wurde ernsthaft von einem Onkel gefragt, ob ich denn nun in der Wende schon angekommen sei, nach 30 Jahren Wende!!! Damals sehnte sich genau dieser Onkel nach einem großen Zauberknall, der sein Haus in den Westen schießt. Heute sprach er davon, das er die Ostler doch mehr mag, da sei mehr Zusammenhalt und es sei Alles besser. Wie sich die Zeiten ändern.Ich wußte darauf nichts zu sagen. Ich mag den Osten und den Westen. Ich bin gern in den neuen Bundesländern unterwegs, auf Spurensuche, in teilweise grandioser Natur und meinem Hobby der Fotografie nachgehend.Aber Einheit? Was bedeutet das? Ist man eine Einheit weil eine Mauer weg ist? Wo ist denn Einheit auch in alten Bundesländern. Die Menschen an sich, egal aus welcher Himmelsrichtung sie kommen, sind ja keine Einheit und sich nicht einig. Die Spaltung der Gesellschaft wird eher größer, der Hass deutlicher,das sich Empören lauter und stetiger, die Rufe nach "Wir sind das Volk" der Wendezeit werden für andere Dinge missraucht und bekommen einen schalen Geschmack.Ich werde dennoch weiter in die neuen Bundesländer reisen, überhaupt gibt es weiterhin auch nach 30 Jahren soviel zu entdecken. Aber ich habe immer noch oft das Gefühl Gast zu sein, von der anderen Seite, nur das ich mich auch als Gast benehmen kann, was Andere, die diesen schlechten Ruf gefestigt haben, damals vor 30 Jahren, nicht getan haben.In diesem SInne, ich freu mich das die Grenze, zumindest die konkrete Materielle, Geschichte ist. An den Grenzen in den Köpfen muss man weiterhin arbeiten. Das geht aber nur mit aufeinander zu gehen, voneinander lernen, durch einander zuhören und vielleicht auch durch einander einiges verzeihen. Vielleicht gibt es dann auch mal etwas mehr Offenheit. In diesem Sinne Euch heute einen schönen Feiertag. Ich finde schon das man einen Grund hat! Munter bleiben! Herzlichst A. Soul

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